Therapie 02.11.2020

Am Montag war wieder Therapie. Ich habe mich irgendwie aufgerafft und bin trotz all der Zweifel und der Angst zum Termin gegangen. Mir war kotzübel und ich war von der Sekunde in der ich aufgewacht bin unglaublich angespannt. Mit jedem Schritt Richtung Praxis wurde es schlimmer. Alles in mir wollte einfach nur wieder ins Bett und auf keinen Fall über irgendwas reden. Die vermutlich kurze Wartezeit kam mir ewig vor. Als meine Therapeutin mich abholt trotte ich ihr irgendwie hinterher und sinke sofort in ihrem Zimmer angekommen sofort im Sessel zusammen und die Anspannung wird so groß, dass sie körperlich weh tut… Schon auf die Frage wie es mir geht, kann ich kaum antworten. Mit jedem Wort das ich versuche zu sagen zieht sich alles in mir immer mehr zusammen und atmen fällt mir wahnsinnig schwer. Ich schaffe es irgendwie ihr zu sagen, dass ich gar nicht hier sein will, dass ich nicht zu ihr kommen wollte. Ich versinke immer mehr in mir und kann sie nicht anschauen und auch nicht mehr wirklich antworten… Sie fragt was ich gerade brauche, was mir gerade helfen könnte. Ich weiß es nicht und kann nur mit den Schultern zucken. Sie ist ein bisschen ratlos und sagt auch ganz ehrlich, dass sie gerade nicht so recht weiß was sie mir anbieten könnte. (Ist ja auch schwierig, wenn nichtmal ich eine Ahnung habe was mir helfen könnte.) Nach kurzer Stille, die sich wie eine Ewigkeit anfühlt, fragt sie, ob wir vielleicht ein bisschen raus gehen sollen, ein paar Schritte gehen. Ich schaffe es nicht darauf zu antworten. Sie fragt nochmal nach. Irgendwie zwinge ich mir ein „vielleicht“ raus. Ich kann sie nicht anschauen. Ich kann mich kaum bewegen. Jede Sekunde fühlt sich an wie Minuten. Ich stehe etwas verloren in der Gegend rum und warte dass meine Therapeutin ihre Schlüssel und so einsteckt. Ich bin nervös mit ihr vor die Tür zu gehen, habe Angst, dass uns jemand (den ich kenne) sehen könnte, aber ich kann nicht reden, also kann ich auch diese Angst nicht verbalisieren. Da ich aber einfach nur da raus will ist es irgendwie auch egal. Ich fühle mich total verloren und alles tut weh. Ich laufe meiner Therapeutin also total verloren hinterher, die Treppen runter, auf die Straße raus. Ich sage nichts, ich weiß nicht was, ich kann immernoch nicht. Nach nem kurzen Stück fragt sie was sich eigentlich bezüglich der Uni getan hat (ich habe endlich meinen Abschluss, warte nur noch auf das Zeugnis und musste dafür einen Antrag auf Exmatrikulation stellen). Ich bin froh, dass sie das Thema gewechselt hat und schaffe es irgendwie zu antworten, langsam und abgehakt, aber ich antworte. Zum Glück ist auf der Straße gerade nicht allzuviel los. Jede Person die uns begegnet macht mich nervös. Andererseits lockert sich mit jedem Schritt die Anspannung ein bisschen mehr, zumindest ein bisschen, auf ein erträgliches Niveau. Ich bin ganz froh, dass ich beim Laufen keinen Blickkontakt halten kann/muss und sie mich auch nicht die ganze Zeit anschauen kann, das macht das Sprechen ein kleines bisschen leichter. Sie fragt mich nochmal, ob ich sagen kann was ich gerade brauche, worum wir uns kümmern sollen und wieso es mir nach der letzten Stunde so schlecht ging. Ich weiß nicht was ich brauche, ich weiß nicht was mir gut tun könnte und genau das ist das Problem. Sie merkt es. Also wollen wir uns jetzt erstmal darum kümmern, dass ich lerne herauszufinden was ich brauche und wie ich das bekommen kann. Wir müssen dringend danach schauen wie ich mit all den Gefühlen umgehen kann und wie ich nicht mehr so wahnsinnige Schuldgefühle bekomme. Irgendwie habe ich es dann auch noch geschafft ihr zu sagen, dass das was ich sage wohl manchmal positiver bei ihr ankommt als es wirklich ist. Sie meinte dann, ob ich das Gefühl hätte, dass sie mich deswegen manchmal falsch versteht. Und ja manchmal habe ich das Gefühl, aber ich mache es anderen auch nicht einfacher mich zu verstehen durch diese extreme Maske die ich ständig trage, die verhindert dass man sieht wie es mir wirklich geht.

Also gehe ich wohl weiter zur Therapie, also schmeiße ich wohl nicht hin. Auf dem letzten Stück zurück zur Praxis witzelt sie, dass sie uns schon demnächst bei Eis und Schnee draußen rumlaufen sieht und meint aber auch sofort, dass das in Ordnung ist und wir das gerne machen können, wenn es hilft. Irgendwie bin ich froh über diese Option. Ich hoffe ich schaffe es danach zu fragen, wenn ich das brauche/möchte.

Wir haben nicht sehr viel geredet, ich konnte einfach nicht. Aber sie hat es geschafft, dass ich nicht mit einem noch schlechteren Gefühl nach Hause gegangen bin als vorher. Sie konnte mir etwas von meiner Anspannung nehmen. Das war so wichtig. Die Anspannung hätte sonst wohl zu schlimmeren geführt, ich hätte das nicht länger ertragen. Ich habe Angst wie die nächsten Male wohl so werden. Angst, dass ich es nicht hinbekomme. Angst, dass ich wieder in mir versinke. Aber ich hoffe, dass sie wieder so gut darauf reagieren wird oder ich es hinbekomme zu sagen, dass ich vielleicht nochmal ne Runde gehen möchte, wenn ich mich zu sehr anspanne.

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